Erwachsene Anfaenger

  • Apropos Suche: Ein brauchbares, gebrauchtes Amateurcello ist mit etwas Suche durchaus für 1000-1500 zu finden, manchmal auch schon günstiger (dann oft mit Reparaturbedarf).


    Ab 2500/3000 bekommt man -mit etwas Glück- schon richtig gute (gebrauchte) Instrumente für den Amateurbereich.


    Also, soooooo teuer sind die nun auch nicht.


    Allerdings sind Saiten deutlich teurer, aber das finde ich trotzdem „finanzierbar“.


    Mich kriegt keiner zur Geige/Bratsche zurück 😉

  • Spieltechnik: Nein, Cello ist nicht schwerer als Geige. Für mich ist es deutlich leichter. Die Abstände zwischen den Tönen sind grösser, man „trifft“ leichter. Und man kann sehen, was man tut- auf seine Greifhand schauen und alles „in Ruhe durchfingern“. (Tip: Bleistiftmarkierungen auf dem Griffbrett sind für Aussenstehende kaum sichtbar…!)


    In den tieferen Lagen ist jedem Halbton ein Finger zugeordnet, das finde ich auch einfacher als „hoher Finger-tiefer Finger“ bei der Geige.


    Man braucht beim Cello aber mehr Kraft, und man muss verschiedene Notensysteme lernen (Bass-Schlüssel, später auch Tenor-Schlüssel).


    Es hat eben jedes Instrument seine Tücken, und je nachdem, was man selber für Stärken und Schwächen hat, ist das eine oder andere Instrument leichter zu spielen.


    Daher: Probiere es einfach mal ein paar Monate aus!

  • Ich kann auch die Gambe sehr empfehlen!

    Sie ist eine Vorgängerin vom Cello und hat Bünde und Stimmung ähnlich der Gitarre. Auch die kleinen Soprangamben spielt man auf dem Schoß ähnlich dem Cello...


    Ich kann jede*n ermutigen, auch spät ein Instrument zu lernen - ein Freund hat erst mit 54 begonnen, Klarinette zu lernen. Er hatte massive Probleme mit dem Rhythmus, die er mittlerweile aber überwunden hat. Ich denke, gute Lehrer*innen - und das vor allem am Anfang - sind wichtig: sie machen auf ungesunde Körperhaltung aufmerksam und helfen einem dabei Fehler zu vermeiden, die ab einem gewissen Punkt ein großes Hindernis werden können.

    Wenn der Unterricht zu teuer kommt empfiehlt sich auch das Teilen einer Stunde mit einem anderen Schüler - im Zuhören und Zusehen lerne ich zumindest sehr viel ohne dass mich das Instrument irritiert ;)

    Viel Vergnügen dir!

  • Ja, Gambe oder auch Quintfidel sind eine Alternative. Allerdings sind solche Instrumente oft relativ teuer, da sie recht selten sind und der Markt recht klein ist. Man kann Glück haben…aber während es Celli in allen Preislagen „an jeder Ecke“ gibt, muss man gute Gamben (und deren Bögen) schon suchen.


    Das Gleiche gilt für Lehrer- Cellounterricht wird oft angeboten, auch von Musikstudenten (und das oft zu günstigen Preisen!), Gambenunterricht ist nicht ganz so leicht zu finden.


    Wer von der Geige kommt, ist meiner Meinung nach mit dem Cello besser bedient, denn er braucht die Bünde nicht und bleibt bei einer ähnlichen Bogenhaltung (Gambe wird oft im Untergriff gespielt).


    Auch noch was zum Thema Repertoire: Das Cello ist da vielseitiger. Für‘s Cello „passt“ alles vom „Urschleim“ bis zum Rockkonzert, Bach oder Kaffeehausmusik, Menuett und Tango…


    Die Gambe kann das theoretisch natürlich ebenfalls spielen, ist aber mehr im Barock „zu Hause“, und klanglich mit ihrem feinen Harmoniespiel eher ein Kammermusikinstrument, und wird es in einem Orchester schwer haben. Viele Gamben haben auch nur in den ersten Lagen Bünde, sind also vom „bundgestützten Tonumfang“ begrenzt.


    Es gibt übrigens auch sehr viele Gamben ohne Bünde. Bünde machen das Spielen nicht immer einfacher. Für Anfänger schon- aber sobald es dann um reines Spiel und reine (nicht „wohltemperierte“) Akkorde geht, sind Bünde hinderlich.


    Auch muss ein Instrument mit Bünden immer genauestens gestimmt sein. Kleine(!) Unstimmigkeiten der Saiten kann man nach Gehör gut ausgleichen. Bei einem bundierten Instrument geht das nicht.



  • Wichtiges Thema! Als erwachsene Anfängerin (spiele jetzt fast 2 Jahre + ein Jahr Unterricht als Jugendliche, von dem ich noch heute profitiere) finde ich natürlich auch, dass man sich diesen Traum in jedem Alter verfolgen sollte, wenn man ihn hat. Allerdings gibt es auch viele Faktoren, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden und darüber muss man sich im Klaren sein. Sehr hilfreich und für Erwachsene schwerer zu erlernen als für Kinder, deren Gehirn noch in der Entwicklung ist: Intonation. Es gibt Leute, die können ohne musikalische Vorbildung ein Lied korrekt intoniert vorsingen und es gibt Leute, da erkennst du den Song so gut wie gar nicht (s. Karaoke-Bar ;)). Letztere haben mit einem Streichinstrument schon arg zu kämpfen. Auch das persönliche Koordinationsvermögen ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich und kann die Geige bei wenig angeborener Koordination zum Hölleninstrument mutieren lassen. Außerdem muss man - wenn man über ein einfaches Stück in der ersten Lage hinauskommen möchte, schon sehr viel Zeit investieren und wirklich mit Leidenschaft dabei sein. Aus meiner Sicht sind sind folgende Faktoren relevant:

    1. Richtig Bock auf ausgerechnet dieses Instrument haben (wenn es nur so eine vage Idee ist, irgend etwas Musikalisches zu machen, ist vielleicht ein anderes Instrument erfolgsversprechender)

    2. Zeit und Lust, mehrmals in der Woche zu üben

    3. Bereit, in Unterricht zu investieren

    4. Bereit, ab einem gewissen Zeitpunkt in ein vernünftiges Instrument und einen vernünftigen Bogen zu investieren (gerade wenn man weiterkommt, kann einem eine Schrömmelgeige den Spaß an der Sache verderben)

    5. Viel Geduld haben (Erfolge lassen oft auf sich warten und kommen manchmal in Schüben, manchmal erlebt man auch Rückschritte)

    6. Spaß am Prozess haben und in Jahren statt in Monaten denken


    Für mich ist es trotz "the struggle is real" das tollste Instrument. Nach einem Jahr Unterricht hat mein Lehrer mich überredet, auch an einem Laienorchester, das er dirigiert, teilzunehmen. Das habe ich mich anfangs nicht getraut und habe mich dann doch überwunden. Das ist teilweise immer noch hart für mich, weil ich eine schlechte Notenleserin bin und mich das Erarbeiten des Repertoires inkl. der Sachen, die ich wöchentlich für den Unterricht erarbeiten muss, EXTREM viel Zeit kosten. Aber es bringt mich auch total weiter, weil man natürlich in so einem Orchester auch unter Druck steht, z. B. vom Blatt zu lesen, wenn etwas Neues aufgetischt wird. Außerdem finde ich es total toll, mit anderen Leuten - mit denen man sonst nicht unbedingt Gemeinsamkeiten hat - einen gemeinsamen Nenner zu finden und die Begeisterung für Musik zu teilen.


    Mein Fazit ist also auch: Probiert's unbedingt aus, aber erwartet gerade in den ersten Jahren nicht zu viel!


    VG

  • Ja, mit manchen Sachen tut man sich als Erwachsener schwerer, mit anderen Sachen aber dafür leichter als Kinder. Es gibt aber bei Kindern deutliche Unterschiede, ob sie ein musikalisches Gehör haben oder ob ihnen das schwerer fällt. Ich kann mir aber vorstellen, dass das mit dem Hören lernen als Erwachsener schwerer ist. Dafür können Erwachsenen komplexe Erklärungen besser verstehen, strukturierter üben und sich auch besser ein Musikstück "erarbeiten", also die Logik der Fingersätze verstehen etc. -haben also auch Vorteile. Ja, die Fingerfertigkeit ist auch noch so ein Thema, wo die Kinder einfach schneller sind, beweglicher....


    Und wenn es mit dem Gehör hapert, kann man ja immer noch aufs Klavier (oder die Gitarre) umsteigen, die sind mit "Logik" besser zu begreifen und die Intonation ist da nicht die Hauptherausforderung. Ansonsten empfehle ich die tiefen Streicher, da ist das mit der Intonation etwas einfacher, weil die Tonabstände grösser sind. Kontrabässe sind oft Mangelware im Orchester, und immer gesucht. Es gibt dort Möglichkeiten für einfachere Begleitstimmen, langsam, kraftvoll...das kommt Erwachsenen entgegen, die mehr Kraft haben als Kinder (und am Bass braucht man mehr Kraft als bei der Geige), eine grössere Handspanne etc. . Auch gibt es viele Begleitstimmen, die man erstmal (oder sogar generell!) zupfen kann, und musikalisch ist auch alles von Barock bis Jazz, Tanzhausmusik etc. möglich, teilweise mit Bassbegleitstimmen, die technisch deutlich einfacher sind (was Virtuosität angeht!) als Geige. Ich möchte jetzt keinesfalls sagen, dass Bass spielen "einfach" ist, das ist es nicht. Aber es ist ein Instrument, bei dem Erwachsenen im Vergleich zu Kindern Vorteile haben, und dessen Herausforderungen von Erwachsenen leichter zu bewältigen sind, was also Erwachsenen mehr entgegenkommt als Geige.