Erfahrungen mit Pirastro Gold oder Eudoxa?

  • Hallo zusammen,


    bei mir steht demnächst mal wieder ein Saitenwechsel an. Da ich noch nicht „die Saiten“ gefunden habe, die ideal zu meinen Klangvorstellungen passen, bin ich noch am rumprobieren. Nun möchte ich mal wieder eine Darmsaite probieren; einfach um einen Vergleich zu den Synthetik-Saiten, die ich in den vergangenen Jahren getestet habe, zu haben. Da die aber recht teuer sind, möchte ich doch mal fragen, wie die Erfahrungen, die ihr damit gemacht habt aussehen.


    Als Teenager habe ich vor allem Pirastro Eudoxa gespielt. Das liegt aber schon eine Weile zurück und ich könnte mir vorstellen, dass das was heute unter diesem Namen verkauft wird, nicht mehr unbedingt das ist, was mich damals das Fürchten gelehrt hat. Die Eudoxas meiner Kindheit waren fürchterlich launische Stricke, die sich bei jeder Temperatur- Luftfeuchtigkeitsveränderung tierisch verstimmt haben. Ist das heute immer noch so?


    Und wie sieht es bei den Pirastro Gold aus? Wie empfindlich sind die? Wie sind sie klanglich? Und vor allem: Sind sie Eurer Meinung nach einen Versuch wert?
    Vielleicht solltet Ihr dazu wissen: Mir kommt es vor allem auf einen schönen (und vor allem nicht zu lauten!) Klang am Ohr an. Tragfähigkeit und Projektionsstärke sind mir nicht so wichtig, weil ich vor allem für mich selbst in meinem nicht ganz zwanzig Quadratmeter großen Wohnzimmer spiele.


    Ich freue mich schon auf Eure Rückmeldungen,


    Gruß


    MrAranton

  • Pirastro Gold habe ich nie gespielt, ich kann daher nichts dazu sagen.


    Zu den Eudoxas: Sie verstimmen sich immer noch sehr oft und schnell. Die Passione von Pirastro sollen das Verstimmungsproblem bei Darmsaiten halbwegs in den Griff bekommen haben, es sind aber nicht gerade billige Saiten.


    Wobei Verstimmen beim Spielen ohne Mitspieler im Wohnzimmer eigentlich nicht so schlimm sein sollte. Nachgestimmt ist sehr schnell und es sollte niemanden stören, wenn man alleine spielt. Der Klang von Darmsaiten ist nach wie vor sehr schön, empfinde ich zumindest.


    Freundliche Grüße

  • Zunächst mal vielen Dank für Deine Rückmeldung,


    eigentlich stimmt es, so ein bisschen Verstimmen ist nicht weiter dramatisch, wenn man für sich spielt. Allerdings erinnere ich mich daran, dass Eudoxas sich nach Wechseln bei Temperatur Luftfeuchtigkeit mindestens eine halbe Stunde akklimatisieren müssen, wenn sie die Stimmung mehr als ein paar Takte halten sollen. Und da ich in meinem Wohnzimmer bedingt durch die Sonneneinstrahlung im Verlauf eines Tages gerne mal Temperaturschwankungen von fünf Grad und mehr habe, schrecke ich ein bisschen vor Eudoxas zurück. Denn wie sollen die Saiten sich akklimatisieren, wenn es keine stabilen Bedingungen gibt? Und beim Spielen alle paar Takte nachstimmen zu müssen, hat schon ein gewisses Frustpotential. Und da ich schon recht flott stimmen kann, bleibt mir nicht mal, mir das ständige Nachjustieren als "gute und sinnvolle Übung" schön zu reden.
    Mein letzter Geigenlehrer hat auf Eudoxas bestanden und die Akklimatisiererei und der Umstand, während Wetterumschwüngen oft nur ganz, ganz kurze Stücke ohne Nachstimmen am Stück spielen zu können, haben erheblich dazu beigetragen, dass ich als Teenager die Lust am Geigen verloren habe.


    Vielleicht meldet sich ja noch jemand, der Erfahrung mit den Pirastro Gold hat. Wenn ich nichts allzu negatives über diese Saiten höre, werde ich sie mal testen und meine Eindrücke nach der Einspielzeit hier schildern.


    Gruß


    MrAranton

  • Also,


    inzwischen habe ich die Pirastro Gold wohl lange genug auf meiner Geige um einen ersten Erlebnisbericht verfassen zu können.
    Ich muss zugeben: Anfangs war ich von den Saiten entsetzt. Die ersten Töne klangen so dumpf, als hätte ich meine Geige mit Steinwolle ausgestopft. "Wenn die neu schon so mies klingen, wie klingen sie dann erst nach vier, fünf Wochen?" Auch das Verstimmen war anfangs - gemessen an den verschiedenen synthetischen Saiten, die ich in der letzen Zeit gespielt habe, extrem. Die Synthetics haben sich vielleicht eine Sekunde gedehnt und waren dann stabil. Bei den Pirastro Gold machte diese anfängliche Dehnung mindestens eine Quarte aus.
    Inzwischen ist das Entsetzen aber in Freude umgeschlagen. Die Pirastro Gold sprechen anders an als die synthetischen Saiten, darauf musste ich mich erst einstellen. Inzwischen sind es die klanglich schönsten Saiten, die seit langem hatte. Ein runder, aber nicht zu aufdringlicher Klang, der auch in höheren Lagen seine Klarheit behält. Darm ist eben doch etwas anderes als Plastik. Auch in Sachen Stimmstabilität brauchen sie sich nicht vor synthetischen Saiten zu verstecken. Kein Vergleich zu den launischen Stricken, an denen ich Teenager schier verzweifelt bin.
    Die E-Saite überzeugt mich jedoch nicht. Zumindest auf meiner Geige kann sie klanglich mit den anderen Saiten nicht mithalten. Außerdem kommen bei der E-Saite die Obertöne zu schwach, sie "singt" nicht in dem Maße, wie es die anderen Saiten tun. Da muss ich mir was suchen, das etwas mehr Brillianz mitbringt.
    Über die Haltbarkeit kann ich noch nichts sagen, aber ich hoffe, dass sie in einem sinnvollen Verhältnis zum Preis steht, denn dann wäre die Phase des Rumprobierens zumindest für G, D und A beendet.


    Gruß


    MrAranton

  • ...wundert mich diese Feststellung...-
    normalerweise sind neuaufgezogene Saiten meist zu grell durch nicht-harmonische Kreuz- und Quer-Obertöne, diese mildern sich über kurz oder lang zu harmonischen, milderen, durch die Quinten-Abstände des Satzes bedingten Oberschwingungen.
    Im Grunde sollten Steg und Stimme optimal platziert sein, der Saitenhalter leicht und mit genügend Abstanden der Einhängesaite (mind.12mm) wie des Halter-Steg-Abstands (mind. 55-60mm) begleitet sein.--
    Eigentlich ist nur die G als Novum "goldbesponnen"....die D und A sind wie (meist gehabt) in Silber oder Alu bzw. Alu, die E kann goldplatiert sein--


    (muß mir selbst mal den Pirastro-Goldsatz zulegen, jetzt wo doch nach Einführung vor 1,5 Jahren ca. der Preis gefallen ist)--
    mfg, sb
    Ps. Siehe dazu auch mein eigener Themenaufwurf hier unter "neuer Pirastro-Gold-Violinsatz"---

  • Ähm,


    ich habe nicht "Pirastro Evah Pirazzi Gold" gestestet, sondern "Pirastro Gold". Jene hier. Die haben mit dem Metall nichts zu tun, die heißen nur so. Sie haben auch nicht wie Evah Pirazzi Gold einen Synthetikkern sondern einen Darmkern, sind als wirklich eine vollkommen andere Veranstaltung. Und dass sie anfang dumpf klangen, lag nicht am Setup. An dem habe ich nichts geändert; außer dass ich jetzt mehr Kolophonium im Bogen habe als bei den Synthetik-Saiten, die ich vorher benutzt habe. Die Saiten sprechen wohl nicht so leicht an und haben insgesamt nicht die Power und Strahlkraft synthethischer Saiten. Aber zu meinen Anforderungen passt das ganz gut, ich musste mich wohl nur erst auf das ungewohnte Ansprechverhalten einstellen, um diesen "Dämpfer-Klang" loszuwerden.

  • ..irgendwie irreführend, diese 2-malige "Gold"-Bezeichnung von Pirastro ---
    nun weiß man näher Bescheid, dieser "Goldtyp" ist ja schon Jahrzehnte i. Programm, als es noch andere "Farb"bezeichnungen gab..., geblieben ist wohl auch der "Oliv"-Typ ---
    würde mir aber kaum mehr Darmsaiten zulegen, außer der stimmfesten "Passione" v. gleichen Hersteller vor einigen Jahren....
    andererseits nehmen diese betont die Barock-(Historie)-Spieler, sogar unbesponnen inklusive der Darm-E, nichts für unsereinen mit regelmäßig normalen Orchestereinsätzen---