Geige von meinem Opa wieder gefunden

  • Hallo zusammen,

    letztens habe ich bei meiner Oma den Speicher auf- bzw. ausgeräumt und bin dabei auf die Geige von meinem Opa gestoßen. Meine Oma hat mir die Geige mit den Worten "verkaufe oder behalte sie" gegeben.

    Ich werde sie nicht verkaufen, weil es ein schönes Erinnerungsstück an meinen Opa (1924-1992) ist. Als ich in der Grundschule im Rahmen des Musikunterrichts Flöte lernen mußte, hat mir mein Opa die Geige zum ersten mal gezeigt.
    Ich weiß nicht genau wie alt die Geige ist, aber ich meine mein Opa hätte gesagt das er mit 6 Jahren Geige gelernt hat. Ich weiß auch nicht ob die Geige damals neu war oder ob Er sie auch schon von irgendjemanden geschenkt bekommen hat.

    Ich möchte mehr über die Geige wissen und sie vielleicht restaurieren lassen.
    Falls ich mich aus irgendwelchen Gründen gezwungen sehen müßte die Geige doch zu verkaufen, wäre ein Restaurierung wertmindernd?

    In der Geige sind auch zwei Aufkleber (siehe Bilder)
    Auf dem ersten Aufkleber steht "Nicolaus Amati, Made in Czecho-Slovakia", über Nicolaus Amati habe ich mich schon im Internet informiert.
    Auf dem zweiten Aufkleber steht " Reinhold Wohner, Musik - Instrumentenfabrikant Graslitz" im Internet bin ich auf diese Firma gestoßen http://www.amati-denak.cz/o-firme/die-firma
    Des weiteren habe ich im Internet gelesen das ein Nachkomme von Amati einige Zeit in Graslitz gelebt/gearbeitet hat, ich weiß aber nicht mehr wie Er hieß bzw. auf welcher Seite ich es gelesen habe.


    Gruß Geigerfrenzje

  • Ja, es ist eine typische neuere böhmische Schülergeige aus dem ehemaligen Graslitz (jetzt Kraslice), was direkt gegenüber von Klingenthal im sächsischen Vogtland liegt. Noch heute gibt es dort eine große Instrumentenfabrik namens Amati, die aber - zumindest vorwiegend - auf Blechblasinstrumente konzentriert ist http://www.amati.cz/de/.


    Da auf dem Zettel noch der deutsche Name Graslitz steht, wurde die Geige sicher vor 1945 gebaut, und da es sich vermutlich um eine 4/4-Geige handelt (Gesamtlänge um 60 cm?), die man so ab dem 12. Lebensjahr spielen kann, liegt das wahrscheinliche Produktionsdatum um 1936.


    Qualitativ ist die Geige, obwohl sie gut erhalten ist, leider nichts Besonderes.
    Der Marktwert liegt im unteren dreistelligen Eurobereich. Eine Restauration lohnt sich nur, wenn man sie selber spielen will.


    MfG
    Rainer

  • Hallo Rainer,


    danke für die Info.
    Die Geige ist wirklich ca. 59cm lang.
    Du weißt wirklich gut bescheid.
    Kannst Du auch einschätzen, was ein Geigenbauer alles machen müßte um die Geige wieder auf Vordermann zubringen und was sowas kosten würde.


    Dafür dass die Geige "die Vertreibung der Sudetendeutschen überstanden" hat ist sie wirklich in einem guten Zustand.


    Gruß Geigerfrenzje

  • Auch wenn das Instrument nicht besonders wertvoll ist, können solche Geigen klanglich eine echte Überraschung sein (im positiven oder negativen Sinne- das weiß man erst wenn man drauf spielt)... Was zu machen wäre und was das kosten würde kann dir am Besten ein Geigenbauer vor Ort sagen, wenn er die Geige in der Hand hält. Es kommt auch drauf an was du hinterher mit der Geige vorhast: willst du sie "nur erhalten" oder selber drauf spielen (lernen)? Zur Deko kannst du sie so lassen. Fürs Spielen wären natürlich neue Saiten fällig, wahrscheinlich auch den Steg erneuern (oder überarbeiten), evtl. Stimmstock neu (oder zumindest wieder gut einstellen). Und je nachdem, ob die Wirbel noch halten müssen sie überarbeitet oder erneuert werden. Da der Korpus noch ganz gut aussieht und keine Risse zu sehen sind, sind das eher Routinearbeiten für einen Geigenbauer. Je nach bevorzugter Saitenqualität würde ich -für alles- ca. 150-200 Euro schätzen... ungefähr.... Wenn du selber spielen möchtest, solltest du noch mit Ausgaben für einen Dir passenden Kinnhalter und Schulterstütze rechnen, und ein Bogen käme auch noch dazu, sowie evtl. ein (neuer) Kasten- je nachdem wie der alte Kasten aussieht.


    Aber: Dein Opa würde sich bestimmt freuen, wenn er wüßte daß seine Geige wieder "zum Leben erweckt" wird.


    Und: eine Restauration/Wiederspielbarmachen ist bei dieser Geige keine Wertminderung, im Gegenteil. Sie ist leider als "Kunstgegenstand" nichts wert, sondern hat -vom ideellen Wert abgesehen- nur "Gebrauchswert" (der vom Klang und vom Zustand abhängt). Und den Gebrauchswert steigerst Du durch Reinigen (lassen) und Wiederherstellen der Spielbarkeit etwas. Such dir richtig gute Saiten- das macht auch noch mal einen Unterschied!

  • Hallo Geigerfrenzje

    Bei meinen Recherchen zu meiner Familie und meinen Wurzeln, stoße ich soeben auf Ihren Beitrag aus dem Jahre 2011.

    Bei Reinhold Wohner, der als Instrumentenbauer in der Geige auf dem eingeklebten Schild steht, handelt es sich um meinen Urgroßvater.

    Wenn Sie diese Nachricht erreicht, freue ich mich über eine Rückmeldung, wie es der Geige unterdessen ergangen ist. Haben sie sich für die Restaurierung entschieden? Haben Sie sie verkauft oder ist sie noch in Ihrem Besitz?

    Ich wäre glücklich die zu erwerben, falls Sie sie verkaufen möchten.

    Ich freue mich auf eine Rückmeldung

    Herzensgrüsse 🙏♥️✨