Carolus Hellmer, Prag, 1771

  • Guten Abend,


    ich bin neu hier (wie wohl ziemlich viele), und stell mal meine Geige hier zur Diskussion. Ich habe sie vor etwa 30 Jahren in Berlin gekauft und sehr viel gespielt. Seit ich eine Bratsche habe (ein modernes Prachtstück), liegt die Geige eigentlich 'rum, d.h., sie ist hoffentlich fachgerecht im Etui verpackt und gelagert. Zum Spielen braucht's nur neue Saiten.


    Ein schriftliches Gutachten zur Geige habe ich nicht. Ich möchte sie nun verkaufen. Zum Aufhängen als Zierstück ist sie zu Schade, und meine Söhne können nichts damit anfangen. Zur Preisermittlung werde ich mehrere unabhängige Wege gehen - eben auch diesen hier.


    Wertmindernd ist auf den Bildern hoffentlich sichtbar:
    - Ein alter aber gut restaurierter Stimmriss in der Decke
    - Eine völlig unverständliche Überlackierung, die dem Instrument einen völlig unpassenden Glanz (Spiegelung) gibt.


    So, jetzt hoffe ich mal, die Anhänge laden erfolgreich hoch.
    Danke für Antworten und Gruß, Wolfgang

  • Nun gibt es noch ein paar Detailbilder zur Decke, f-Loch und Etikett. Die Härchen an den Rändern der f-Löcher waren schon "immer" (also seit ich die Geige habe) da. Das beim Bild des Etiketts sichtbare Plättchen ist eine Verstärkung des zweiteiligen Geigebodens und mehrfach vorhanden. Daher ist es wahrscheinlich original so gebaut worden.


    Noch'n Gruß, Wolfgang

  • Schöne alte Geige, die m. E . durchaus echt sein könnte. Die wertmindernden Details wurden ja schon gut beschrieben. Der erzielbare Kaufpreis hängt m. E. entscheidend vom tatsächlichen Klang ab. Der vor 30 Jahren in DM bezahlte Kaufpreis könnte m. E. eine realistische Größenordnung für den jetzigen Verkaufspreis in Euro sein.
    MfG
    Rainer

  • Ich schliesse mich Rainer an.
    Also ich halte sie durchaus auch für echt.
    So von der Abnützung her und von der späteren Restauration könnte das Alter passen.
    Über die Qualität von Restauratoren ist die Fachwelt immer äußerst unterschiedlicher Ansicht. Was die einen lieben, verdammen die anderen wieder.
    Diese Plättchen sind noch immer "State of the Art" Trocknungsfugen zu korrigieren. Sie machen nicht selten nur noch mehr Probleme.
    Es gäbe Kunstharze, die diese Rillen wunderbar füllen könnten, nur würde das einer tun, der würde gesteinigt werden :rolleyes:
    Ich möchte nicht wissen, wie sie im unrestauriertem Zustand aussehen würde.


    Aus Räson enthalte ich mich einer Wertangabe.
    BellaVita weiss, was ich meine!

  • Danke für die Antworten. Die genannten Plättchen verschließen keine Trockenfuge und auch keinen anderen Riss im Boden (siehe Bild). Der Boden ist einwandfrei. Die Plättchen verstärken die ursprüngliche Leimstelle der beiden Bodenhälften und machen daher bereits beim Bau der Geige großen Sinn: Der Boden wird mechanisch stark belastet besonders durch den Stimmstock und durch Verzug über die Saitenspannung.


    Zur Preisermittlung werde ich noch mindestens zwei Geigenbauer hier in der Nähe (Karlsruhe) befragen und mich daran orientieren.


    Gruß, Wolfgang